Tag 17 – 23.05.2017
Der Morgen nach der Wüstenparty war heftig. Schlagartig verkatert aufzuwachen weil es schlichtweg bollenheiß wird, ist recht knackig. Außerdem erschien es bei Tag und guter Sicht nicht mehr ganz so erstrebenswert, sich für den Toilettengang mit Klappspaten und Klopapierrolle in die Wüste zu begeben. Also sind wir kurz zur nahegelegenen Tankstelle gefahren und haben danach unseren Lagerplatz aufgeräumt.
Da sich Donald Trump derzeit in Jerusalem aufhielt und er den Parkplatz, der als Fahrerlager vorhergesehen war, als Landeplatz für seinen Helikopter in Beschlag genommen hatte, konnten wir erst ab 16:00 Uhr in Jerusalem einfahren. Uns kam das ganz gelegen, denn nach dem vollgepackten Tag zuvor, hatten wir große Lust die Wüste auf eigene Faust zu erkunden.
So sind wir dann gemeinsam mit dem AOR 2017 Team #11 “meh.”, dem Team 101 Nacht und den Charity Explorers auf den Weg in einen nahegelegenen Canyon gemacht. Dort sollten wir ein Foto schießen auf dem wir, wie einst Ben Gurion, einen Kopfstand machen sollten.
Der Canyon sag aber so schön aus und verfügte zudem über einige 4×4 Strecken, dass wir unsere Kolonne nach Antriebsart aufteilten. Wir und die Charity Explorers wollten die Allradstrecke durch den Canyon wählen, die anderen zunächst die reguläre Canyonstraße um dann weiter ans Tote Meer zu fahren.
Kurz nach unserem Aufbruch riss dann der Schlauch von Brains Kühler nochmal. Wir ersetzten ihn mit einem Kühlerschlauch den wir vom Team Bodensee Express bekommen hatten. Der hatte nur einen Schönheitsfehler: Der Temperatursensor fehlte. Wir haben das kurz ausprobiert, aber ohne den Sensor lief Brains Lüfter nur auf Sparflamme, was bei Offroadstrecken in der Wüste den Hitzetod des Motors bedeutet hätte. Anderseits könnten wir den Lüfter auch nicht einfach mit Dauerstrom versorgen, denn vom Opel der meh.s wissen wir ja schon, dass der Lüftermotor das nicht aushält. Die einzige Option war es also das noch unbeschädigte Schlauchstück mit dem Temperatursensor auszuschneiden und mit Schlauchschellen einzubauen. Dafür benötigten wir aber ein Stück Rohr um die beiden Schläuche zu verbinden. Wir haben alles abgesucht: Die Rohre am Straßenrand waren zu dünn, die Auspuffrohre der OK-Autos zu groß und den Schirmständer wollte das Personal des Parkes nicht hergeben. Dann kam uns die Idee. Mit der Akkuflex der Charity Explorer sägten wir ein Stück aus Brains Kuhfänger, das passte perfekt.
So repariert ging es dann weiter durch den Canyon, bis zu einer Oase und von dort über eine extrem steile Schotterpiste und durch die Wüste und wieder auf die Schnellstraße. Die Strecke war wahnsinnig geil. Die Fronteras und Explorer kamen an ihre Grenzen: Schräglagen über 45 Grad, Gräben und Löcher bei denen wir aufsetzten und Brain sich frontal mit der Seilwinde eingrub. Schotterpisten mit kopfgrossen Steinen und Sandberge so steil, dass wir nur mit Vollgas hinauf schießen konnten. Schaut euch die Bilder an, aber bedenkt, dass das auf Bildern und Videos immer sehr viel harmloser aussieht als es tatsächlich ist. In jedem Fall hatten wir eine Menge Spaß!
Für den weiteren Weg entschieden wir uns durchs Westjordanland zu fahren und uns die israelische Siedlungspolitik selbst anzusehen. Also vorbei an den Polizeikontrollen und ab ins palästinensische Autonomiegebiet. Tatsächlich ist das Gebiet sehr viel dichter besiedelt als ich mir das vorgestellt hätte. Im Prinzip reihen sich Siedlungen der Israelis an Städte der Palästinenzer.
Eingeschüchtert durch die Erzählungen der Israelis mit denen wir gesprochen hatten und den eindeutigen Warnschildern, wagten wir uns zunächst nicht von der Hauptstraße und durchquerten das Westjordanland zügig. Nur Bethlehem wollten wir auf jeden Fall sehen. Also passierten wir das Schild, das vor Lebensgefahr warnte und fuhren mit mulmigem Gefühl in die palästinensische Siedlung ein. Es kam wie es kommen musste: 300 Meter nach dem Warnschild war Pinkys Reifen platt. Eine Vollbremsung vorher, die aufgrund der ausgefallenen Bremse mit blockierenden und rauchenden Reifen endete, hatte das letzte Profil von den sowieso fertigen Winterreifen gerieben. So sind wir schnell an die Seite gefahren um in Höchstgeschwindigkeit das Rad zu wechseln. Sofort wurden wir angesprochen, dass auf der anderen Seite doch eine Werkstatt sei. Erst wollten wir abwinken, doch schon zerrte der dortige Mechaniker eine hydraulischen Wagenheber über die Straße und verscheuchte uns mit einem barschen “Go away” von unserem Auto. In nur drei Minuten war das Rad gewechselt. Geld nahm er keines. Wir erzählten ihm wo wir herkommen und was wir machen. Er erklärte er liebe Deutschland und zeigt uns Bilder von seinem Golf 5 GTI und hinterließ eine Telefonnummer auf unserem Auto. Alle Vorurteile haben sich mal wieder als falsch erwiesen. Die Menschen haben uns, als am Konflikt unbeteiligte Fremde, freundlich und hilfsbereit empfangen.
Mit gewechselten Rad ging es dann durch Bethlehem und vorbei an der von den Israelis errichten, ca. 5 Meter hohen Betonmauer durch die Stadt nach Jerusalem. Dort suchten wir unseren Parkplatz an der “First Station” auf. Das war die erste Bahnstation Israels die in Jerusalem den Anfangspunkt der Verbindung nach Tel Aviv darstellte. Heute sind die Räume zwischen den Schienen mit Holz verkleidet und auf den ehemaligen Bahnsteigen finden sich jede Menge Restaurants, Cafés und Bars.
Als wir dann aufbrechen wollten im die Altstadt inklusive Klagemauer, Felsendom und Co zu besichtigen, kam ein Fahrzeug des Team “meh.” auf den Parkplatz und Andi berichtete aufgeregt, dass eine Leitung an der Servopumpe geplatzt sei und der BMW, dem durch das verteilte Hydrauliköl der Keilriemen abgerutscht ist, an einem Berg ca. 3 km entfernt stehe und sie ihn mit ihren anderen Autos nicht geschleppt bekämen.
Zum Glück war Tom von den Charity Explorern sofort bereit zu helfen und den BMW mit seinem Sechszylinder 4,0l Hubraum Explorer abzuschleppen. Und so brachen die beiden wieder auf und holten den BMW nach.
Dann gingen wir gemeinsam in der First Station essen um uns danach aufzuteilen. Andi uns Marc machten sich an die Reparatur des BMW während wir ins mit dem Rest der meh.s und Tom auf Sightseeingtour in die Altstadt begaben. Obwohl die meisten Läden wegen der aktuell begangenen Jerusalemtage geschlossen waren, ist die Stadt absolut faszinierend. Die Kontraste zwischen den verschiedenen Religionen, Alt & Neu sowie den Touristen und den orthodoxen Juden ziehen einen in den Bann. Dazu die verwinkelte Altstadt – auch hier könnte man Tage wenn nicht Wochen verbringen.
Für uns war nach einem Rundgang allerdings Schluss und wir stiegen in unsere Betten um für den nächsten Tag und die Fahrt nach Jordanien fit zu sein.
Wir freuen uns schon jetzt auf unseren nächsten Besuch in Israel und diese faszinierende Region besser kennen zu lernen.
Viele Grüße
Carlos
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P.S.: ich versuche diese Beiträge aus dem israelischen Netz hochzuladen und vorzuplanen wenn das nicht klappt kommen sie eben gebündelt aus dem nächsten WLAN